Auch in das abgelegene Wermsdorf sind ab und zu die Resonanzen der
großen europäischen Geschehnisse angelangt. Zum Beispiel am
27. Juli 1866 wurde das Dorf mit einem Trupp Soldaten der
Preußischen Infanterie und Ulanen besetzt, die hier den
österreichischen Kapitän Vivenot gesucht haben. Der hat, nach
der verlorenen Schlacht bei Königgrätz, in Nordmähren
bewaffnete Trupps zum Partisanenkrieg gegen preußische Armee
organisiert. In der Zeit, wo die Preußen nach ihm in Wermsdorf
gesucht haben, war er höchstwahrscheinlich auf der Flucht und ist
mit einem kleinen Trupp in Richtung des befestigten Ortes Olmütz
hinmarschiert.
In der überwiegenden Mehrheit der Ortschaften im Tesstal kam es
zur Verlegung der Friedhöfe aus dem inneren Ortschaftsteil, wo sie
sich meistens um die Kirche befunden haben, nach außen, also
außerhalb der Bebauung. Dies geschah aber erst nach
Verkündung der neuen Bauordnung im Jahre 1870. Es ist sehr
interessant, dass Wermsdorfer Friedhof, der nach Wolný bei der
Kapelle lag, ist auf den Landkarten vom 1834 schon auf der Stelle etwa
200 m gegen den Stromlauf der Merta eingezeichnet, wo er sich bis heute
befindet. Warum wurde der Friedhof verlegt und ob er sich
überhaupt mal bei der Kirche vorgefunden hat, ist uns nicht
bekannt. Manche Quellen jedoch besagen, dass zu seiner Verlegung kam es
schon im Jahre 1777 beim Ausbau der Kirche. Der Friedhof war dann im
Jahre 1848 durch das Patronat der Pfarrei verschönert, es kam zu
seiner Vergrößerung, Einebnung des ganzen Platzes und auf
Kosten der Gebrüder Klein wurde auch eine neue Friedhofsmauer
gebaut. Im Jahre 1865 hat Albert Klein auf dem Wermsdorfer Friedhof ein
großes Gusseisernes Kreuz mit einem Specksteinfundament
aufstellen lassen. Im selben Jahr haben die Gebrüder Klein das
gleiche Kreuz auch bei der Kirche in Wermsdorf hinstellen lassen.
Zum Leben im Wermsdorf hat in seiner Geschichte schon immer eine
Überschwemmung gehört. Als ein Dorf, das in einem relativ
engen Tal des Mertaflusses liegt, wurde es oft mit Hochwasser belegt,
dass öfters mal im Jahr entweder durch Schneeschmelze oder durch
Starkregen verursacht wurden. Schon eine der ersten schriftlichen
Erwähnungen über das Dorf - Eintrag im Register aus dem Jahre
1677 - wurde von einer Ödung berichtet, wo ein Haus bei Hochwasser
weggeschwemmt wurde. Belege über große
Überschwemmungsschäden auf wiesenberger Herrschaft aus den
Jahren 1796, 1800, 1813, 1817 und 1839 sind uns erhalten geblieben.
Eine von den größten und häufig erwähnten
Überschwemmungen war das Hochwasser, das durch Starkregen zuerst
am 5. und 6. Juni und danach auch am 12. August 1880 verursacht wurde.
Damals haben die Überschwemmungen nicht nur Wermsdorf getroffen,
sondern das ganze Altvatergebirge, und sie haben große
Schäden im Wald verursacht, manches Wasserwerk wurde vernichtet
und manche Gebäude und Brücken wurden fortgerissen. Im
Wermsdorf wurde sogar 1 Person als Hochwasseropfer gefordert. Es
handelte sich um eine gewisse Rosa Klapper, wohnhaft im Haus Nr. 169,
die auf der Suche nach ihrem Sohn war, und die dann von einem
umfallenden Baum getötet wurde. Das Tesstal wurde mit
Überschwemmungen noch in den Jahren 1889, 1891,1897, 1899 und 1903
heimgesucht. Über die Auswirkungen diesen Katastrophen allein in
Wermsdorf wurden uns keine genaueren Nachrichten überliefert.
Wermsdorf war eine Vorgebirgssiedlung, wo man in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts nur mittelgroße Höfe und
kleinere Haushalte vorgefunden hat. Die Felder sind hoch auf die
umliegenden Hänge über dem Dorf angestiegen und soweit sie
nicht vom häufigen Starkregen weggespült wurden, haben sie
eine mittelmäßige Getreide-, Kartoffel- oder Flachsernte
ergeben. Die Wermsdorfer haben deshalb versucht, sich mit der Arbeit in
den Herrschaftlichen Wäldern etwas aufzubessern, wo sie im Sommer
beim Abholzen und im Winter beim Holztransport geholfen haben. Das
siebenhöfener und wermsdorfer Forstrevier haben ganzjährig
etwa 20 Holzfäller beschäftigt. Die Mehrheit der frei
Arbeitenden aber musste zum Verdienst in ferner liegende Orte gehen:
vor allem in die Eisenerzstollen der wermsdorfer Umgebung, als Arbeiter
in die Eisenhütten im Zöptau oder als Köhler in den
herrschaftlichen Wäldern. Je nach Situation ist man hinter der
Arbeit bis ins Petersdorfer Sägewerk, in die reitendorfer
Glashütte und manchmal bis nach Schönberg in die Weberei
gegangen. Die örtlichen Manufakturen haben nur eine
eingeschränkte Arbeit geliefert; die Papiermühle und die
Mahlmühle haben etwa 20 Stellen geboten, die Weberei hat weitere
48 Personen beschäftigt. Ein Paar Arbeiter waren in hiesiger
Brettsägemühle oder mit Schindelherstellung beschäftigt.
Die Mehrheit der Wermsdorfer hat aber ein Handwerk getrieben.
Die Situation wurde noch schlimmer in den 70er Jahren des 19.
Jahrhunderts, wo wegen fortschreitendem Mangel an Rohstoffen in der
näheren Umgebung und durch veralterte Technologie zum
Rückgang der Produktion in den Zöptauer Eisenwerken gekommen
ist. In dieser Zeit hat man dann in der Umgebung nur in 2 Bergwerken
gefördert: und zwar in der Sylvani - Zeche in Siebenhöfen und
in der so genannten Friedrich - Zeche oberhalb Wermsdorf.
Eisenerzförderung wurde hier nach und nach bis zum Jahr 1885
abgeschafft uns es ist auch zum Rückgang des Abbaus vom Speckstein
gekommen. Dieser ökonomische Verfall hat einen dauernden
Rückgang der Bevölkerungszahl in Wermsdorf hervorgerufen, der
auch nicht anfangs des 20. Jahrhunderts beim Anstieg der großen
ökonomischen Konjunktur zum Stillstand gekommen ist. Wenn hier im
Jahre 1869 in 198 Häusern 1381 Einwohner lebten, dann im Jahre
1910 nur 1141 überwiegend deutsche Einwohner (es lebten hier nur 3
tschechisch sprechende Menschen) in 211 Häusern und die Zahl ist
stets gesunken.