Nach dem politischen Umsturz im Jahre 1948 hat die Kommunistische
Partei die Führung und die Kontrolle des gesamtes Kommunal- und
Gesellschaftslebens in Wermsdorf, wie auch überall im Staat,
übernommen. Praktisch von einem Tag zum anderen wurde manches
Kultur- und Gesellschaftsverein abgeschafft. Wo anders wurde nur die
Führung ausgetauscht und die Entscheidungsmechanismen
geändert, damit man alles kontrollieren und obligatorisch leiten
kann. An der Stelle des Vorsitzenden des Nationalkomitees blieb Josef
Suk, ein Mitglied der KPT. Dieser musste dann wegen einer enormen
Arbeitsauslastung im Jahre 1949 seine Stelle des Vorsitzenden an
Ignác Kovár weitergeben. Bis zum Jahre 1954 hatte das
Plenum des Nationalkomitees 11 Mitglieder, danach wurde die Anzahl auf
13 erhöht. Alle Abgeordneten wurden durch die Nationalfront
delegiert und durch das Kreiskomitee der KPT gebilligt.
Auch im Wirtschaftleben des Dorfes führte der politische Umsturz
zur grundsätzlichen Veränderungen. Gleich nach dem Jahr 1948
wurde seitens der KPT ein Druck zur Abschaffung kleineren
Geschäfte und Produktionsstätten im Dorf ausgeübt. Ende
des Jahres 1949 wurden dann nur noch der Wagner Hornácek, der
Schmied Svítek, der Schuhmacher Hurta, der
Gemischtwarenladenleiter Kaspar, der Bäcker Filip, der Fleischer
und Wirt Vala und der Glasschleifer Mangel tätig. Die
Bäckerei und die Glasschleiferei wurden dann durch einen Bescheid
aus dem Jahre 1950 aufgegeben und ein Jahr später auch das
Wirtshaus Vala. Im Jahre 1952 wurde definitiv der Steinbruch am Erzberg
verlassen. Nach und nach wurden alle Dienstleistungen in Konsum-,
Fertigungs- und Kommunalgenossenschaft zusammengefügt. Im Dorf
sind Mitte der 50er Jahre nur die Schmiede und Hufschmiede,
Gemischtwarenladen Jednota mit dem Geschäftführer Miloslav
Kaspar und Fleischwarengeschäft Masna mit Wirtshaus bei der
Kirche, die von den Eheleuten Lysácek betrieben wurde,
geblieben. Josef Mangel hat noch anfangs der 60 Jahre kleinere
geschliffene Glasprodukte produziert und verkauft, offiziell aber war
seine Produktionsstätte "nicht funktionsfähig".
Aus Interessenorganisationen waren in den 50er Jahren der
Tschechoslowakischer Bund der freiwilligen Feuerwehr (ab dem Jahre 1954
die Körperschaft), der Tschechoslowakischer Jugendbund, das
Tschechoslowakische Roter Kreuz, der Frauenausschuss (später
Frauenbund) und der Bund der tschechoslowakisch - sowjetischer
Freundschaft. Jegliche Organisationen, außer der "Feuerwehr",
hatten eingeschränkte Tätigkeit und "schwankende" Zahl der
Mitgliederbasis. Der Verband der Interessentätigkeiten Svazarm
wurde in Wermsdorf erst anfangs der 60er Jahre gebildet. Unter den
Wermsdorfer herrschte schon von Anfang an eine allgemeine Unlust zur
Vereinten Landwirtschaft. Seit Ende der 40er Jahre wurde ein Druck auf
Privatlandwirte entfaltet, damit sie der hiesigen Genossenschaft
beitreten. Dieser Prozess wurde mit massiven Austritten jener
Landwirte, die Mitglieder der KPT waren, aus der örtlichen
Organisation begleitet. Die Landwirtschaftsproduktionsgenossenschaft
wurde hier doch letztendlich im Jahre 1951 gegründet, aber sie
hatte ständig gegen die Probleme mit der Fluktuation der
Mitglieder (im Jahre 1952 haben im Dorf nebenher noch 39 Landwirte
selbstständig gearbeitet) und noch gegen weitere andere Probleme
gekämpft. Im Jahre 1953 ist die Genossenschaft aufgelöst
worden und die selbstständigen Landwirte haben wieder alleine
ausgesät. Den Verzeichnissen nach haben sich die Wermsdorfer als
ständige "Nichtzubringer" der Pflichtabgaben ausgewiesen.
Im Jahre 1956 hat in Wermsdorf auf 2 Anwesen mit beträchtlichem
Ackerausmaß das Staatsgut Schönberg - Wirtschaftswesen
Marschendorf angefangen, das gleich von Anfang an bis zu 36 Personen
beschäftigt hat. Im Jahre 1960 wurden alle bisherigen
Privatlandwirte im Dorf gezwungen, ihre Äcker einschließlich
des lebenden Inventars für 6 Jahre dem Staatsgut zu
überlassen. Danach sollte wieder alles den Landwirten
zurückgegeben, oder dieser "Pachtvertrag" verlängert werden,
was allerdings nicht mehr geschehen ist. Die Grundstücke wurden
vereint, große Flächen der Grundstücke, vor allem in
Siebenhöfen, im oberen Teil Wermsdorfs und in Freiheitsberg,
wurden begrast und aufgeforstet und man hat mit Schafzucht begonnen. Zu
diesem Zweck wurde dann in Siebenhöfen ein Schafstall gebaut, der
nach ein paar Jahren, wo man mit Schafzucht aufgehört hat, zu
einem Kuhstall für Färsen umgebaut wurde. Sonst wurde hier
das Vieh in Kapazitätsunzureichenden Räumlichkeiten der
ehemaligen Anwesen Haus Nr. 19, 28 und im Stall am Haus Nr. 87
eingestallt. Das Wirtschaftwesen hat 12 Personen beschäftigt, die
dann etwa 100 Stück Rindvieh versorgt haben. Das Ackerland im
Niederdorf wurde vor allem mit Futtergetreide, Kartoffeln und mit
Flachs angesät. Ab dem Jahre 1969 ist das Wirtschaftswesen
Wermsdorf gemeinsam mit Zöptau, Rudelsdorf und Rabenseifen unter
die Zentralstelle Zöptau gefallen.
Das nicht ausreichend besiedeltes Dorf hat sich seit Anfang der 50er
Jahre mit dem Problem auseinandersetzen müssen, was man mit den
immer mehr verfallenen, leerstehenden Häusern macht, die das
Gesamtbild des Dorfes nicht gerade verschönern und worauf auch in
der westlichen Presse durch die vertriebene deutsche Landsleute
hingewiesen wurde. Wo dann am Ende der 50er Jahre der
Gemeindenationalausschuss diese Gebäude entfernen lies, ist gleich
mehr als die Hälfte der erfassten Häusern (im Jahre 1950 gab
es in Wermsdorf 179 Häuser, 1960 nur 85 Häuser) verschwunden.
Ganz dem Erdbodengleich wurde durch die Soldaten der Garnison
Schönberg die Ortschaft Freiheitsberg gemacht, wo auch die hiesige
Holzkapelle aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts beseitigt wurde.
Die Probleme haben sich aber auch an den bewohnten Häusern und an
dem Mobiliar der Folgeeinrichtungen getürmt, die sehr unter der
mangelhaften Wartung gelitten haben. Manche private Wohnhäuser
waren hygienisch und baulich durchaus unzulänglich. Die Gemeinde
hat versucht aus öffentlichen Mitteln das Geld für die
notwendigen Reparaturen ihrer Vorrichtungen zu bekommen, aber das
glückte sehr gemächlich, so dass die Gebäude, die
anfangs nur kleinere Reparaturkosten verursacht haben, später
kostspielig und ganz renoviert werden mussten. Z.B. im Jahre 1950 wurde
in Wermsdorf ein Gemeindefunk eingerichtet, aber schon im Jahre 1960
wegen unzulänglichen Pflege außer Betrieb gesetzt wurde. Im
Jahre 1958 hat der Gemeindenationalausschuss das Schulgebäude in
Stand gesetzt und im Jahre 1961 hat man mit dem Umbau der Scheune, am
Haus Nr. 116 in der Mitte des Ortes, zu einem Kulturhaus mit einem
geräumigen Saal begonnen, wo man dann Kulturaktionen veranstalten
konnte und der auch als Kinosaal gedient hat. Im Jahre 1960 wurde in
Wermsdorf, das bis dahin zum Bezirkspostamt Zöptau gehört
hat, im Erdgeschoss des Gemeindeamtes, Haus Nr.54, ein Postamt
eingerichtet. Der erste Postmeister hier wurde Alois Procházka
aus Zöptau.
In der 2. Hälfte der 60er Jahre hat sich die Wohnsituation hier
etwas gebessert, vor allem Dank dem Aufschwung des Staatsguts und der
Staatsförsterei, die hier einige alte Häuser repariert haben
(im Jahre 1967 die Häuser Nr. 36, 87 und ein Jahr später die
Häuser Nr. 206 und 207 adaptiert haben) um ihre Angestellten
unterzubringen. Im Dorf wurden zu dieser Zeit auch die ersten neuen
Häuser gebaut und es wurde auch eine ältere Bebauung
rekonstruiert. Manche Häuser in Wermsdorf wurden auch als
Wochenendhäuser genutzt, aber auch als weitere
Betriebserholungsanlagen (z.B. Erholungsheim des ROH BYTEX Brünn
in Siebenhöfen oder 2 Erholungsheime des Betriebes Kniha
Brünn, Kinderferienlager in Schwagersdorf usw.). Im Jahre 1971
wurde am Hang bei dem Erholungsheim BYTEX Brünn ein Skilift
erbaut. In den 80er Jahren wurde noch ein Skilift in der Mitte der
Gemeinde eingerichtet.
Die anliegende Charakteristik des Dorfes zu dieser Zeit ist für
uns in der Schulchronik für das Schuljahr 1959/1960 erhalten
geblieben: "Im Dorf lebten fast 400 Einwohner. Im Laufe des Jahres sind
18 Kinder geboren worden. Die Neugeborenen wurden während einer
Feier im Dorf herzlich Willkommen geheißen und es wurde im
Schulgarten je 1 Obstbaum pro Kind eingepflanzt. In das neue
Gemeindenationalkomitee wurden 11 Mitglieder gewählt, durchwegs
einstimmig. Im Dorf arbeitet jetzt ein neuer Sekretär, der Genosse
Karel Jäckel (aus Groß Ullersdorf), der Vorsitzende ist
Zdenek Stanek. In der Aktion zur Hebung (Verschönerung) des Dorfes
wurden die alten Gebäude entfernt, und wir haben ein Freibad und
ein Kulturhaus angefangen zu bauen. Im Herbst wird im Dorf eine
Sozialisation durchgeführt. Die übrig gebliebenen
selbständigen Landwirte treten zum Tschechoslowakischen Staatsgut
über. Die Bürger arbeiten im Nationalbetrieb Velamos und im
Sägewerk in Zöptau, beim Tschechoslowakischen Staatsgut und
bei der Staatsförsterei, manche bei der Erzerkundung, die anderen
einstweilen als Privatlandwirte. Das Lebensniveau steigt. Im Dorf
findet man 45 Motorräder, Mofas und Mopeds, 4 PKW, 5
Telefonstationen, 4 Fernseher vor und fast im jeden Haushalt befindet
sich ein Radio und eine Waschmaschine. Es wurde hier ein Postamt
eingerichtet. Wir verfügen über einen sehrt gut versorgten
Laden Jednota, Fleischladen und eine Gaststätte. Nach Zöptau
und nach Schönberg gibt es eine ausreichende Busverbindung. Die
Kulturstätte hat ein Projektionsapparat gekauft. Es fehlt nur noch
ein neues Gesellschaftraum. Die Volkbücherei hat über1100
Stück Bücher ausgeliehen. Das Tschechoslowakische Staatsgut
hat in einem alten Gebäude 4 Wohneinheiten errichtet und viele
Bürger haben selbst ihre Häuser renoviert und damit auch das
Aussehen des Dorfes verbessert."
Die allmähliche Stagnation (Stillstand) der Gemeinde, begleitet
durch eine Bevölkerungsabnahme, hat seinen Höhepunkt in den
70er Jahren des 20. Jahrhunderts erreicht. Im Dorf spielte eine
entscheidende Rolle die Bebauung zu Erholungszwecken, die nur Zeitweise
durch Urlauber aus größeren Siedlungsgebieten wie z.B. aus
Olmütz, Brünn, Ostrau (im Jahre 1981 handelte es sich schon
um 49 Objekte) bewohnt wurden. Noch im Jahre 1971 kam es zur Beendung
der Renovierungsarbeiten am Gebäude des Gemeindeamtes, wo sich
auch das Postamt (im Jahre 1972 übersiedelte das Postamt ins
Nachbarhaus, Haus Nr. 53), Arztpraxis, Bücherei, und die
Übernachtungsmöglichkeit für Busfahrer befunden haben.
Im Jahre 1972 kam es zu Rekonstruktion des örtlichen Friedhofs und
im Jahre 1974 kam es zur Generalüberholung der wermsdorfer
Pfarrkirche. Am 1. Juli 1975 hat man die Nationalkomitees von Wermsdorf
und Zöptau vereint, und damit kam es zum Erloschen der
eigenständigen Gemeinde Wermsdorf, die dann ein Teil der Gemeinde
Zöptau wurde. Im Jahre 1973 wurden auch die 2 wermsdorfer
Förstereien in eins vereint, mit dem Sitz in Siebenhöfen und
1975 hat man auch die örtliche einklassige Grundschule geschlossen
und die wermsdorfer Kinder wurden in Zöptau eingeschult.
Der Normalisierungsprozess hat sich in den 70er Jahren auf allen Ebenen
des Gesellschaftslebens in Wermsdorf voll ausgewirkt. Paradox ist, dass
er auch einen Einfluss auf das politische Leben der Gemeinde hatte, wo
die KPT ihren Vorrang hatte. Ihre Ortsgruppe hatte nach der
Parteisäuberungsaktion nur 10 Mitglieder gehabt und hat somit
einen vernichtenden Stand erreicht. Anfangs der 50er Jahre hat sie bis
zu 60 Mitglieder zusammengefasst. Von den Interessenverbänden sind
in Wermsdorf nur die Freiwillige Feuerwehr und die Ortsgruppe des
Tschechoslowakischen Roten Kreuzes geblieben.
Im Jahre 1983 wurde das alte Schulgebäude abgerissen und an der
Stelle hat man mit dem Bau eines neuen Erholungsobjekts, Evidenznummer
7, das dem OÙNZ (Gesundheitssystem) in Schönberg
gehörte, mit 110 Betten, einer Gaststätte, und mit einem
Tennisplatz begonnen.
Anfangs der 80er Jahre wurde auch ein neuer Laden der Jednota gebaut,
der dann die ehemalige, nicht mehr ausreichende Betriebstätte
(oberhalb des Gemeindehauses), Haus Nr. 174, ersetzt hat. In
Zusammenhang mit diesen 2 Bauten kam es zum Abriss des
Schulgebäudes und des historischen Forsthauses, Haus Nr. 54, wo
man bis zum Jahre 1975 das Gemeindeamt vorfinden konnte. Entfernt
wurden auch die Reste des Pfarrhauses, das abgebrannt ist, und die
Ruinen der Papiermanufaktur und derer Wasserwerkes. Damit kam es zur
Grundsätzlichen Veränderung der ganzen Westfront des
historischen Zentrums des Dorfes.