Zu den grundsätzlichen Veränderungen im Leben der
Wermsdorfer kam es nach dem Politischen Umsturz im Jahre 1989, wo das
Machtmonopol der KPT gefallen ist und die Gesellschaft auf allen Ebenen
demokratisiert hat. Genau so, wie in vielen anderen kleineren
Ortschaften des Schönberger Bezirkes, die seit der Mitte der 70er
Jahre mit den Hauptgemeinden vereint waren, auch in Wermsdorf ist der
Drang, sich von Zöptau zu lösen und eine Erneuerung einer
selbständigen Gemeinde seit 1990, gewachsen. Am 13. Juni 1993 kam
es in Wermsdorf zu einer Volksabstimmung, wobei 72 aus 105 berechtigten
Wählern sich für eine Trennung von Zöptau ausgesprochen
haben.
In das Jahr 1994 ist Wermsdorf als eine selbständige Gemeinde
eingetreten und gleich am 26. Februar 1994 kam es zur ersten
Kommunalwahl. Um die Gunst der Wähler haben gleich 2 Verbände
der unabhängigen Kandidaten geworben. Als erste
Bürgermeisterin wurde Ziva Mertová gewählt, die dann
gemeinsam mit weiteren 6 Mitgliedern der Gemeindevertretung bis zum
Herbst 1994 die Grundfunktionen einer neuen Gemeinde konsolidieren
(festigen) und die regulären Kommunalwahlen vorbereiten musste,
welche dann in der Zeit vom 17. bis 19. November 1994 stattgefunden
haben. Es wurde notwendig vor allem den historische Besitz von
Zöptau zu übernehmen, durchführen verschiedene
Reparaturen und eine Konsolidation der Kommunaleinrichtungen. Die
Gemeinde hat gleich mit den Rekonstruktionsarbeiten an dem ziemlich
verwahrlosten Gebäude, Haus Nr. 53, wo das Gemeindeamt
untergebracht werden sollte, begonnen. Die Amtsstuben waren anfangs
provisorisch im Erholungszentrum Vícov untergebracht. Die Wahlen
im Herbst 1994 haben dann schon im Gemeindehaus Nr. 53 stattgefunden
und von 7 Kandidaten wurde Drahomíra Tilcerová zur
Bürgermeisterin und als ihr Vertreter Marie Kantorková
gewählt.
Die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden durch Erneuerungen und
Bemühungen um ein besseres Gesamtbild des Dorfes, das im Jahre
1991 nur 182 Einwohnern gezählt hat und es hier praktisch die
Folgeeinrichtungen gefehlt haben, geprägt. Im Dorf wurden die
traditionellen Dienstleistungen des Tourismus verstärkt. Nach und
nach hat man modernisiert und die größeren
Erholungseinrichtungen wie z.B. Vícov, Evidenznummer 49, Pension
Werner (respektive REONEO), Evidenznummer 7, Pension Merta,
Evidenznummer 176 mit der Zucht der Huzule (einer Pferderasse), das
Erholungsheim Vitana Proßnitz, Evidenznummer 50, Brnenka (ein
Objekt des Betriebes Bytex Brünn),Evidenznummer 10, usw. in
Private Hände übergeben. Etwa um das Jahr 2000 wurde in dem
Gebäude des ehemaligen Gemischtwarenladens, Haus Nr. 174, eine
Gaststätte und Pension "U Carodejky" ("Bei der Hexe")
eingerichtet. Im Dorf wurden 2 öffentliche Skilifte betrieben.
Etwa ein Drittel aller Objekte wurde zum Zweck der Erholung genutzt. Im
Dorf wurden auch 3 kleine Wasserkraftwerke errichtet, und das am
Pension Merta, am Haus Evidenznummer 64 und beim Anwesen, Haus Nr. 164.
Dieser positive Trend hat sich mit dem Zuzug der Einwohner und der
Wochenendhausbesitzer geäußert, die gleich mit einem neuen
Aufbau begonnen haben. Demzufolge kam es nicht zur prinzipiellen
Erhöhung der Einwohnerzahl (im Jahre 1991 haben hier 182 Personen
gelebt, im Jahre 2007 dann 192 Personen), aber es hat sich bestimmt die
Altersstruktur der Wermsdorfer Bevölkerung verbessert. Denn
anfangs der 90er Jahre der 20. Jahrhunderts wurde die Gemeinde zu den
Ortschaften mit dem höchsten Altersdurchschnitt im Kreis
Schönberg gezählt.
Erneuert wurden auch die öffentlichen Einrichtungen. In den Jahren
1994 - 2000 wurde das Gebäude des Gemeindehauses, Haus Nr. 53,
renoviert, wo im Erdgeschoss das Gasthaus "U Janku" (Janek) im
Erdgeschoß, das Postamt und ein Geschäft ihren Betrieb
aufgenommen haben und im 1. Stock wurden die Büroräume des
Gemeindeamtes rekonstruiert. Es wurde auch Dachstuhlrekonstruktion
durchgeführt und mit neuem Dachdeckmaterial gedeckt, Fenster und
Türe ausgetauscht, der Putz und die Elektroinstallationen erneuert
und das Gebäude ausgetrocknet. Im hinteren Teil des Hauses wurden
dann ein Lager für den Laden und Sozialeinrichtungen der
Gaststätte angebaut. Gleich im Jahre 1994 wurde auch das
Spritzenhaus renoviert und davor eine kleine Marktstätte
hergerichtet, wo die Dorfbewohner im Sommer ihr Lebensmittelsortiment
an Obst und Gemüse, das der hiesige kleine Lebensmittelladen
Jednota, der dann im Jahre 1997 an Roman Merka aus Zöptau verkauft
wurde, nicht geführt hatte, einkaufen konnten. Im Jahre 1995 wurde
eine Rekonstruktion des hiesigen Friedhofs durchgeführt, die mit
einer Heckeanpflanzung, der Installation eines Schmiedeeisernen Tores
und einer Renovierung manches Grabsteines im Jahre 2000 beendet wurde.
Noch im Jahre 2006 kam es hier zur Renovierung der gemauerten
Leichenhalle. Beibehalten blieb die örtliche Bücherei, die
seit dem Jahre 1997 unter die Bücherei in Groß Ullersdorf
fällt.
Die Gemeinde hat auch manche kleinere Denkmäler auf ihrem Gebiet
renoviert. Im Jahre 1996 die kleine Feldkapelle aus dem Jahre 1921, die
sich befindet an der Hauptstraße unterhalb des Hauses Nr. 34.
Hier wurde 1998 ein renoviertes Marmorkreuz vom Anfang des
Jahrhunderts, der in Siebehöfen gefunden wurde, platziert. 2001
hat man die zerstörte Passionssäule (aufgebaut im Jahre1894)
neben der Gedenklinde in Hinterzipfel (Oberdorf) renoviert und dann
endlich im Jahre 2004 das Holzkreuz am Haus Nr. 67 erneuert. Den
Blechkorpus hat der Maler Günter Hujber aus Groß Ullersdorf
gemalt. Der Gipfel dieser Bemühungen war dann die
Generalüberholung der Kirche in den Jahren 2001 - 2003, welcher
noch eine ganze Reihe kleineren Reparaturen des sehr
vernachlässigten Denkmales vorgegangen ist. Bei der Reparatur der
Kirche und mancher kleineren Sakraldenkmäler haben sich auch die
deutsche Landsleute, die früher in Wermsdorf beheimatet waren,
beteiligt und mit welchen seit Mitte der 90er Jahre bis heute Wermsdorf
eine Partnerschaft pflegt.
Im Jahre 2003 hat die Gemeinde auch das Kriegerdenkmal für die
Opfer des 1. Weltkriegs Teilrenovieren lassen, das in den 40er oder
50er Jahren des 20 Jahrhunderts liquidiert wurde. Das Korpus des
Originaldenkmals wurde am Laden von Roman Merka hingestellt. Im Jahre
2006 wurde am Vorplatz des Gemeindeamtes ein Denkmal für die Opfer
der Hexenprozesse enthüllt, welche auf der wiesenberger und
ullersdorfer Herrschaft in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
stattgefunden haben. Das Denkmal mit den Namen der wermsdorfer Opfer
ist gleichzeitig eine Station des neuerrichteten Radwanderweges
Schönberg - Glucholazy (Bad Ziegenhals).
Die Mehrheit der Bevölkerung in dieser Zeit (und auch in der
Gegenwart) hat im Wald gearbeitet oder ist nach Zöptau oder
Schönberg zur Arbeit gefahren. Landwirtschaftgrundstücke
wurden nach dem Jahre 1990 begrast und von dem Betrieb AGRO
Merín bewirtschaftet. Der einzige industrielle Betrieb im
Wermsdorf ist das Sägewerk Hurta, das baulich im Jahre 1996
beendet wurde. In den Jahren 1996 - 1997 hat die Firma GOLDEX im
Hinterzipfel (Oberdorf) bei der Gedenklinde 4 kleiner Teiche zur
extensiven Fischzucht erbaut.
Im Dorf haben weiter das Tschechische Rote Kreuz und die Freiwillige
Feuerwehr gewirkt. Die Feuerwehr zählt etwa 24 Mitglieder und
außer den Vorbereitungen für einen Eingriff bei Feuer
führt sie auch regelmäßige Kulturaktionen im Dorf durch
wie z.B. Maibaumfällen, Tag der Kinder, Nikolausbescherung,
Hexenverbrennung usw. Im Jahre 1996 hat die Gemeinde auch einen kleinen
Lastwagen AVIA für den Bedarf der Feuerwehr gekauft.
Ein grundsätzlicher Meiler der neuen Geschichte Wermsdorfs waren
die Überschwemmungen Anfang Juli 1997. Der Pegel aller Flüsse
ist schon am 6. Juli 1997 abnormal, nach ausgiebigen Regengüssen,
gestiegen. Es ist zur Verstopfung des Flussbettes durch angeschwemmtes
Holz und Baumstämme gekommen. Durch die angeschwollene Merta
wurden praktisch alle örtlichen Kommunikationen beschädigt,
einige Brücken wurden entweder beschädigt oder weggeschwemmt
am meisten die Brücken bei "Kovalcík", "Merka", "Wirth" und
bei "Meliorationen". Am 7. Juli wurde Wermsdorf schon von der Welt
abgeschnitten, es kam zur Unterbrechung der Stromlieferung und der
Telefonverbindung. Die provisorische Bevölkerungsversorgung wurde
durch die Waldtechnik durchgeführt. Am 8. Juli morgens hat die
Merta ihren höchsten Stand erreicht.
Bei den Überschwemmungen kam es zur massiven Erosion und an den
Hängen rund um Wermsdorf ist zur einigen umfangreichen
Schlammlawinen, die größte hinter dem Haus Nr. 212 gekommen.
Weil das Dorf sich am Oberlauf befindet, wurde Wermsdorf nicht
wesentlich überschwemmt. Durch das Hochwasser wurden im Dorf 4
Häuser zerstört, 9 beschädigt und 16 überschwemmt.
Betroffen wurden aber nur 4 dauerhaft bewohnte Häuser und zwar
Haus Nr. 57, 85, 120 und 122. Zerstört wurden auch die kleinen
Wasserwerke im Dorf, vor allem das Wasserkraftwerk am Haus Nr. 164
wurde so stark verdreckt und zerstört, dass die Eigentümer
nach den Überschwemmungen nicht mehr die Reparaturen vorgenommen
haben. Alle Brunnen im Dorf wurden durch das Flutwasser verunreinigt
und mussten gereinigt werden. Das Hochwasser in Wermsdorf hat auch ein
Opfer gefordert. Der 76-jährige Michal Milo wurde am 7. Juli 1997
durch das Mertahochwasser fortgerissen und ist ertrunken. Insgesamt
wurden wegen Hochwasser 74 Personen evakuiert, teils Dorfbewohner,
teils Urlauber und Kinder in den Ferienlagern. Dabei wurden ein
Hubschrauber, die Waldtechnik und auch Pferde eingesetzt. Gleich
danach, wo das Wasser gefallen ist, wurden mit Hilfe der
Angehörigen des Zivilschutzes die notwendigsten Reparaturen an den
beschädigten Brücken und Kommunikationen durchgeführt
und auch die Versorgung der Bevölkerung und die
Verkehrszugänglichkeit erneuert. Am 11.Juli hat auch die
Tschechische Armee bei den arbeiten mitgeholfen. Die Flut der
Subventionen zur Erneuerung der Infrastruktur nach den
Überschwemmungen in den nächsten Jahren hat jedoch einen
kräftigen Impuls zum Beleben der Gemeinde gebracht. Über den
Umfang der durchgeführten Arbeiten zeugen die Aufwandkosten. Nur
für die Brücken- und Schleusenreparaturen wurden beinahe 12
Millionen Kronen bezahlt, weitere 3 Millionen musste man in die
Reparaturen der örtlichen Kommunikationen investieren. Außer
der Erneuerung des Mertaflussbettes, Uferbefestigungen durch
Gabionenwand (eine Gabione ist ein mit Steinen gefüllter
Drahtkorb, der in der Außenanlagen von Landschaftsarchitekten und
im Straßen- und Wegebau zum Aufbau von Wällen, zur
Errichtung von Sicht- oder Lärmschutzanlagen, für
Stützwände und zum Abstützen von Hängen eingesetzt
wird. Gabionen werden überwiegend als Abfangelemente an
Hängen (z. B. an Straßenrändern) zur Aufnahme des
horizontalen Erddruckes eingesetzt. Der Einsatz von Gabionen ist meist
eine preiswerte Alternative zum Einsatz von Fertigteilen oder
monolithischen Mauern aus Beton.), Erschaffung der
Überschwemmungsflächen im Mitteldorf und im oberen Teil der
Gemeinde im Gesamtwert von 20 Millionen Kronen, was erst im Jahre 2002
fertig gestellt wurde, hat man im Jahre 1998 im Hinterzipfel (Oberdorf)
eine kleine Wasserfläche der so genannten Bodenenetnahmestelle
errichtet. Im Rahmen der Erneuerungen der traditionellen
Wasserflächen im Dorf wurde im Jahre 2007 unter dem Spritzenhaus
ein weiterer Dorfteich errichtet.