Das bedeutendste Kultur- und Geschichtsdenkmal, das in Wermsdorf
erhalten ist, ist zweifellos die Kirche des Hl. Matthäus. Die
ursprünglich gemauerte Kapelle hatte der wermsdorfer Erbrichter
Matthäus Hielscher zu Selbstkosten wahrscheinlich im Jahre 1711
erbauen lassen. Es ist überliefert, dass er es nur deswegen getan
hat, damit allein die Stelle und die Grundstücke des Erbgerichts
von den "Nachtmahren" befreit wurden. Die Kapelle wurde gegenüber
dem Erbgericht gebaut, sie war 3 Klafter breit, 5 Klafter lang und
hatte einen Glockenturm mit einer Glocke. Wolný schreibt, dass
die Kapelle am Friedhof gebaut wurde. Es ist aber wahrscheinlicher,
dass der Friedhof erst nach dem erbauen der Kapelle, in derer
unmittelbarem Umfeld, entstanden ist. Die Kapelle wurde in amtlichen
Schriften "Privatkapelle" bezeichnet und es ist uns ihr
Gründungsrevers nicht erhalten geblieben. Das bezeichnet, dass die
Kapelle gegenüber den Gewohnheiten nicht vorher angemeldet und vom
Konsistorium in Olmütz nicht bewilligt worden ist. Deswegen ist
uns die erste schriftliche Erwähnung der Kirche erst aus dem
Revers (Vertrag) vom 28. Januar 1712, in dem die Wermsdorfer
schriftlich dem Konsistorium über den Stand und die Form ihrer
Kapelle referiert und beantragt eine kleine Lizenz für die Lesung
der Seelenmesse und auch um Erlaubnis bei der Beerdigung
Glockenläuten zu dürfen, erhalten. Durch das Revers (Vertrag)
vom 15. März 1713 wurde gestellt, dass am wermsdorfer Friedhof nur
einheimische Toten beerdigt werden sollen, deren in der hiesigen
Kapelle eine Seelenmesse gelesen wurde. Alle anderen werden fernerhin
auf dem zöptauer Friedhof beerdigt. In diesem Jahr wurde auch
schon eine Orgel im Inventar genannt.
Mit dem Vertrag vom 25. Februar 1773 hat der damalige wermsdorfer
Erbrichter Johann Gabriel um Erteilung einer kleinen Lizenz für
die Sonn- und Feiertagsgottesdienste beantragt, damit die Wermsdorfer
nicht mehr in das entfernte Zöptau gehen müssen. In diesem
Zusammenhang hatte er auch auf den verkommenen Zustand der Kapelle
aufmerksam gemacht, bei der man den Turm und das Dach reparieren sollte
und er hat erwähnt, dass man die Kapelle insgesamt
vergrößert werden sollte. Er hat empfohlen, zu diesem Zweck
300 Gulden aus dem Kirchenvermögen zu nehmen, das zu dieser Zeit
insgesamt 506 Gulden betragen hat. Auf Grund der Zustimmung des
Konsistoriums wurden die nötigen Reparaturen durchgeführt und
die Kirche wurde auch vergrößert. Wolný führt
auf, dass nach dem Umbau die Kirche 4,5 Klafter breit und 13 Klafter
lang war, was eigentlich bedeuten müsste, dass die
ursprüngliche Kapelle ganz abgerissen und wieder ganz neu erbaut
werden müsste. Das scheint aber nicht sehr wahrscheinlich.
Vielmehr scheint es, dass der östliche Teil der Kapelle mit dem
Presbyterium erhalten wurde (die ursprüngliche Länge des
Schiffes kann man von der Länge des Simses ableiten, der an der
Kirchenwand erhalten geblieben ist) und dann östlich erweitert
wurde. Neu erbaut musste in diesem Fall auch der Kirchturm.
Im Dezember 1776, nach Beendigung dieser Reparaturarbeiten, hat der
wermsdorfer Erbrichter Johann Gabriel im Namen der Gemeinde das
Konsistorium "wegen wesentlicher Entfernung von Zöptau, derer
Überwinden den armen und alten Menschen im Winter große
Probleme gemach hatte" gebeten, einen Lokalkaplan ins Dorf zu berufen.
Die Gemeinde hat sich verpflichtet, den Kaplan zu Versorgen und
für ihn in der Nähe der Kirche ein Pfarrhaus zu errichten.
Die Wermsdorfer haben beantragt, dass ihre erneuerte Kapelle den Status
der Kirche erreicht. Das Olmützer Konsistorium hat sich
wahrscheinlich zu diesen Bitten entgegenkommend gestellt, weil schon im
Jahre 1777 wurde die Kapelle tatsächlich eine Kirche genannt und
als Lokalkaplan hatte hier der Pater Josef Sedlatschek, ein
gebürtiger Buchelsdorfer, Zisterziensermönch aus dem Kloster
in Welehrad, dem das wiesenberger Herrschaftsgut gehörte,
angefangen zu wirken. Sedlatschek ist dann in Wermsdorf geblieben auch
nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1784. Zur Erinnerung
dieser bedeutenden Begebenheit haben die Wermsdorfer eine
Specksteinsäule mit der Statue des Hl. Johann von Nepomuk machen
und bei der Kirche hinstellen lassen, die bis heute die
äußere Wand des Presbyteriums schmückt.
Die Wermsdorfer "Expositur" (ein Seelsorgebezirk ohne eigene
Vermögensverwaltung) wurde durch das 2500 Gulden Kapital
gesichert, das mit einem 4% Zins angelegt wurde von einem nicht
genannten Wohltäter. Die Gemeinde hat dann die jährliche Gabe
von 50 Gulden gewährleistet und das Kloster Welehrad, als die
wiesenberger Herrschaft, hat jährlich zur Erhaltung der Lokalie
(Filialkirche) außer 16 Klafter Holz noch 5 Maß Bier aus
der Wiesenberger Brauerei geschenkt. Die Gemeinde hat auch versprochen
4 Metzen (1Wiener Metze = 1918m²) Grundstück zum Bau eines
Hauses für den Kaplan und hat auch versprochen das Kaplanhaus zur
Selbstkosten zu bauen, wie es gleich im Jahre 1777 auf dem
Grundstück unter dem Erbgericht passiert ist. Dafür musste
der Kaplan 50 Messen jährlich für die Pfarreiwohltäter
lesen. Erst im Jahre 1787 hat die wermsdorfer Kirche ein
herrschaftliches Patronat bekommen (zu der Zeit war die Herrschaft ein
so genannter religiöser Matrix - also der Staat), was eigentlich
finanzielle Hilfe bei Ausrüstung und Pflege der Kirche zu bedeuten
hatte. Die staatliche Herrschaft hat danach den Kaplan aus dem
religiösen Fond unterstützt, zudem er noch eine
jährliche Rente (Gehalt) von 61 Gulden bekommen hat und 4 Metzen
Äcker, Wiesen und Gärten besessen hat, die, wie der
Wolný schreibt, im Jahre 1845 entwässert worden sind und wo
bis zum Jahre 1855 etwa 200 edle Obstbäume gewachsen sind.
In der Literatur über die Geschichte Wermsdorfs ist
aufgeführt, dass die Gemeinde im Jahre 1777 als eine
selbstständige Pfarrei ausgegliedert wurde. Es handelte sich aber
nur um die Einsetzung eines Kaplans. Zum Bilden einer "Lokal-Curatie"
mit einem eigenen Kooperator, die aber weiterhin unter die
zöptauer Pfarrei unterlegt hatte, kam es erst im Jahre 1785. Auch
die Messstola wurde nach Zöptau abgeführt. Eine
selbstständige Pfarrei wurde in Wermsdorf wahrscheinlich erst im
Jahre 1875 errichtet. Die Gemeinde ist noch anfangs des 19.
Jahrhunderts unter das Dekanat in Römerstadt, danach unter das
schönberger Dekanat.
Im Jahre 1836 hat der damalige Patron, der Graf Mittrowský, der
gleichzeitig auch der Eigner der Herrschaft war, mit einem Aufwand von
66 Gulden und 22 Kreuzer eine kleine Sakristei an der Südseite der
Kirche und ein Oratorium für die herrschaftlichen Beamten, soweit
sie an der Messe teilgenommen haben, anbauen lassen.
Die letzte größere Änderung hat die Kirche im Jahre
1851 durchgemacht. Das Pfarramt hat mit den neuen Kirchenpatronen, den
Gebrüder Klein von Wiesenberg, eine Generalüberholung der
Kirche, schon im Frühjahr 1847 ausgemacht, weil das Dach des
Kirchenschiffes sehr beschädigt war. Die revolutionären
Begebenheiten im Jahre 1848 und die Folgen der Abschaffung der
Fronarbeit haben aber die Kleins gezwungen, alle ihre Bauvorhaben zu
verlegen. Letztendlich, mit Hilfe der Pfarrgemeinde, haben sie die
Totalrenovierung der Kirche gestiftet, die bei der Gelegenheit mit
einer Decke versehen und ausgemalt wurde, teils neu mit Schiefer
gedeckt und mit neuen Rinnen erst 3 Jahre danach im Jahre 1851 versehen
wurde. Repariert wurde auch die Kirchenorgel und in der
Leistungsbeschreibung wurde auch der Bau der Treppe in den Turm und ein
Anbau des Vorhofs aufgeführt. Heute ist es nicht ganz klar, was
hat man mit dem Vorhof gemeint. Die zuerst gedachte Erweiterung der
Kirche für 465 Gläubige, welche die Kapazität auf 1500
Personen vergrößern sollte, wurde von den Patronen aus
finanziellen Gründer abgelehnt. Die Kirche des Hl. Matthäus
wurde danach im Jahre 1864 noch mit einem neuen Schieferdach versehen.
Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts sind im Kirchturm nach den
Inventarlisten 2 Glocken gehangen. Die beiden ursprünglichen
Glocken waren in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
beschädigt und wurden erneuert. In der Chronik der Pfarrei steht
geschrieben, dass die größere Glocke dem Hl. Josef geweiht
und im Jahre 1875 der wermsdorfer Kirche von dem Bauer Josef Vöth
gestiftet wurde und die kleinere Glocke haben die wermsdorfer
Pfarrgemeindemitglieder im Jahre 1882 gekauft und der Mutter Gottes und
dem Hl. Matthäus weihen lassen. Diese kleine Glocke hatte eine
interessante Geschichte. Ursprünglich hing sie in der Kapelle der
Hl. Freifaltigkeit am Fellberg bei Marschendorf. Nach dessen
Auflösung im Jahre 1785 wurde die Glocke in den Kirchturm der
wermsdorfer Kirche überführt, wo sie bis zum 18. April 1882
geläutet hat. An diesem Tag, durch einen Unglücksfall beim
Alarmläuten beim Brand des Hilbert-Bauernhofes, Haus Nr. 116, ist
die Glocke zersprungen. Noch in diesem Jahr haben die
Pfarrgemeindemitglieder eine neue Glocke beim der Firma Hilzer in
Wiener Neustadt gießen lassen. Wo dann auf dem Kirchendach im
Jahre 1876 ein Dachreiter (kleiner Turm) gebaut wurde, hat man hier
eine Glocke hingehängt, mit der dann bei Todesfällen
geläutet wurde.
Eine kleinere Orgel auf dem hölzernen Kirchenchor haben die
wermsdorfer Pfarrgemeindemitglieder wahrscheinlich sehr kurz nach der
Auflösung des Dominikanerklosters in Schönberg im Jahre 1784
aus dem Inventar der Klosterkirche gekauft. Ende des 19. Jahrhunderts
hat das Instrument nicht mehr ausgereicht und deshalb hat sich das
Pfarramt an die Orgelbauerfirma "F. Kolb & Söhne" im nahen
Beckengrund gewendet, mit dem Auftrag eine ganz neue Orgel zu bauen. Am
15. Oktober 1903 hat der olmützer Domkapelmeister, Komponist und
Orgelabnehmer Josef Nesvera abgenommen und seine Beurteilung war sehr
wohlwollend.
Aus dem Mobiliar des Presbyteriums wurden in der Mitte des 19.
Jahrhunderts der Hauptaltar, Das Bildnis des Hl. Matthäus von
Ignaz Raab, ein einfaches Schranktaufbecken und die Kanzel
aufgeführt. Im Jahre 1853 wurden auf Kosten der Pfarrgemeinde und
der Privatspendern aus Wermsdorf der Hauptaltar und auch das Altarbild
mit einer Alabasterskulptur neu geschmückt und vergoldet. Im Jahre
1884 hat dann der hiesige Schreinermeister Josef Haunschild einen neuen
Seitenaltar hergestellt, der dann an der Nordseite des Kirchenschiffes
hingestellt wurde. Im Jahre 1888 hat dann wieder der Hauptaltar eine
neue Verzierung bekommen. Die Arbeiten hat der Maler Anton Aust aus
Adamsthal, der noch im selben Jahr für die wermsdorfer Kirche auch
einen Kreuzweg gemalt hat.
Seit dem Jahr 1883 ist auf dem Turm auch eine Turmuhr angebracht. Diese
Uhr hat der wermsdorfer Schlossereiautodidakt Johann Rotter, der
Inhaber des Anwesens Nr. 118, daheim erbaut, ohne jedwede Vorbereitung,
Ausbildung und Schlosserwerkstatt und hat sie mit einer
Sonderschenkungsurkunde der Gemeinde geschenkt.
Im Jahre 1892 hat der hiesiger Zimmermannmeister Franz Langer die
Blechbedachung des Kirchturms mit einer Ölfarbe gestrichen. Der
damalige wermsdorfer Pfarrer Schamschula hat auf eigene Kosten eine
Blechkuppel mit einem Kreuz fertigen lassen, wohin er auch dann eine
Kapsel mit dem ursprünglichen Eintrag aus dem Jahre 1825 (wo die
Kuppel ausgetauscht wurde) hineingelegt hat. Er hatte auch ein
aktuelles Gedenkblatt ausstellen lassen, das dann zusammen mit ein Paar
damals gültigen Münzen in die Kapsel hineingelegt wurde. Das
alles ging während der allgemeinen Aufmerksamkeit der Wermsdorfer
vor, begleitet mit einer feierlichen Prozession und einem Volksfest.
Der Vater Schamschula war offensichtlich ein sehr aufopfernder
Geistlicher, der selbst viele Umbauten und Reparaturen in der Kirche
bezahlt hat. Z.B. im Jahre 1893 hat er auf seine Kosten das
Kirchenschiff ausmalen lassen und ein Jahr später (1894) hat er
den Hauptaltar demontieren und mit einer neuen Grundmauer versehen
lassen. Als ob die Gemeinde nicht zurückbleiben wollte, hat sie
die Außenmauerfassade der Kirche mit einer grauen Farbe
anstreichen lassen.
Dagegen der Nachfolger vom Pfarrer Schamschula, der Pater Rudolf
Frycaj, ist von Anfang seiner Tätigkeit mit den Wermsdorfern in
Konflikt geraten. Die Chronik der Pfarrei erwähnt, dass im Jahre
1904 ein Streit über die Pflege eines Zaunes, der den Pfarrgarten
begrenzt hat, seiner Meinung nach die Gemeinde nach dem Vertrag aus dem
Jahre 1777 sicherstellen sollte und ein Jahr später (1905)
entflammte ein Prozess darüber, wem der örtliche Friedhof und
seine Pflege gehört. Schließlich wurden die Rechte und
Pflichten über den Friedhof der Gemeinde zugesagt. Noch eine
kompliziertere Beziehung zu seiner Pfarrgemeinde hatte ein weiterer
tschechischer Geistlicher, der in Wermsdorf gewirkt hat, Pater
Frantisek Kubitschek. Das bezeugt sein Eintrag in der Chronik der
Pfarrei, ganz mit Abneigung zu den Wermsdorfern ausgefüllt, die er
als "gottlose, verlogene und brutale Menschen" und Wermsdorf dann als
"das schlimmste Dorf in ganzem schönberger politischen Bezirk"
bezeichnet. Pfarrer Kubitschek ist auch des Öfteren mit den
Mitgliedern des Kirchenchores in Konflikt geraten, die dann sogar das
Mitsingen abgelehnt haben. Trotzdem wurde er im Herbst 1931 in die
Gemeindevertretung als Kandidat der
Christlich-Demokratischen-Volkspartei gewählt.
Trotz der ständigen Konflikte kam es zu dieser Zeit in der Kirche
zu einigen bedeutenden Verschönerungen und Modernisierungen. Z.B.
im Jahre 1931 hatte man neue Kirchenbänke in einem Teil der Kirche
hergestellt und der Fußboden im Gang zwischen den Bänken neu
gefliest. Die Bänke wurden dann noch in den nächsten Jahren
erneuert. Im Jahre 1935 hat die Pfarrei wieder ein Teil des Bodens neu
fliesen, das Interieur ausmalen, die Fenster austauschen und eine
elektrische Leitung in das Kirchenschiff für die Beleuchtung legen
lassen. Es wurden in diesem Jahr auch noch 4 neue Statuen - Hl.
Aloysius, Hl. Judas Thaddäus, Hl. Franz von Assisi und Hl.
Theresia vom Kinde Jesu angeschafft.
Nach dem Unterschreiben der Münchener Konvention musste Pfarrer
Kubitschek Anfang Oktober aus Wermsdorf weggehen. Noch vor dem
Eintreffen des neuen Geistlichen, des Paters Alfred Rohrsetzers, hat
sich die Pfarrgemeinde entschieden das Pfarrhaus zu rekonstruieren. Der
Pfarrer hat dann bis zum November 1939 im Pfarrhaus in Groß
Ullersdorf gewohnt, und nach Wermsdorf ist er nur etwa 2x in der Woche
gekommen. Die Rekonstruktionsarbeiten haben im Mai 1939 begonnen. Es
wurde notwendig die Gesamtsanierung des vernachlässigten
Pfarrhauses durchzuführen, neue Holzfußböden im
Erdgeschoß zu legen, die durch Feuchtigkeit vernichtet wurden,
und auch moderne Sozialeinrichtungen mit Bad und Toilette zu bauen.
Sehr bewegten Schicksal hatten in Wermsdorf in der 1. Hälfte des
20. Jahrhunderts auch die Kirchenglocken. Zuerst wurden beide Glocken
beschlagnahmt, höchstwahrscheinlich schon am 7. Oktober 1916. Es
ist nur die kleine Glocke im Dachreiter (im kleinen Turm) belassen
worden. Schon im Jahre 1922 hat die Pfarrgemeinde eine neue Glocke
gekauft, die der Pfarrer Kubitschek am 1. Oktober 1922 geweiht hat und
am 21. Mai 1923 wurden 2 weitere Glocken in der Pfarrgemeinde geweiht -
eine für die Pfarrkirche in Wermsdorf und eine für die
Kapelle im Freiheitsberg.
Auch in der Sache der Glocken kam es zwischen Pfarrer Kubitschek und
der Gemeinde Wermsdorf zu einem Zwist. Es handelte sich um das Recht
der Gemeinde über die Glocken zu verfügen und sie läuten
lassen bei Naturkatastrophen, Feuer usw. Pfarrer Kubitschek war gegen
die Ansprüche der Gemeinde und im August 1930 kam es bis zur
Bezirkshauptmannschaft in Schönberg, wo man dann zu Gunsten der
Kirche entschieden hat.
Die dritte, letzte, Glocke, die für die Wermsdorfer Kirche
zwischen den Weltkriegen gekauft wurde, haben die Wermsdorfer
Pfarrgemeindemitglieder am 6. August 1931 in den Kirchturm
aufhängen lassen. Die Glocke wurde feierlich durch den
Wiesenberger Pfarrer Josef Rýpar geweiht.
Im Januar 1942 wurden nach dem Erlass des Reichsinnenministeriums alle
Glocken bis auf die kleinste, die im Dachreiter (im kleinen Turm) hing,
nochmals für Armeebedarf beschlagnahmt. Die Chronik der Pfarrei
führt Gewicht der beschlagnahmten Glocken 300 kg und 150 kg auf.
Bei der Gelegenheit kam es zur Anforderung der 58 kg schweren Glocke
aus der Kapelle in Freiheitsberg. Die Wermsdorfer Dachreiterglocke
wurde später in den großen Kirchturm umgehängt.
Nach dem Jahre 1946 wurde die Pfarrei in Wermsdorf nicht mehr mit einem
Geistlichen versehen. Ihre Verwaltung wurde "Excurrendo" (ein Pfarrer
kommt von auswärts um eine Hl. Messe zu zelebrieren) durch den
Zöptauer Provisor, Pater Josef Senkyrík, gesichert. Die
Pfarrei wurde danach unter Zöptauer Pfarrei belassen und in den
Jahren 1959 - 1969 wurden sie gemeinsam "Excurrendo" durch die
Geistlichen aus den nahe gelegenen Pfarreien verwaltet. Die Pfarrei hat
insgesamt unter Nachkriegsentwicklung gelitten. Nach den Einträgen
in der Pfarrchronik kamen im Jahre 1974 zu den Sonntagsgottesdiensten
nur 10 Gläubige, es wurden praktisch keine Taufen, Hochzeiten und
auch keine Beerdigungen in der Kirche ausgerichtet, und die Hl. Messen
wurden nur an Samstagen gehalten. Diesen Zustand konnte man auch an der
Pflege der Kirche sehen, die nicht besonders in Stand gehalten wurde,
es kam nur zur zeitweiligen Dachreparaturen, sodass die Kirche sich
anfangs der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts in einem unerfreulichen
Zustand befunden hat. Besser stand es auch nicht um das restliche
Inventar der wermsdorfer Pfarrei. Im August 1969 ist das Pfarrhaus
abgebrannt und es wurde nicht mehr erneuert. Im Jahre 1974 musste man
in der Kirche eine Generalüberholung der Exterieure
durchführen. Es wurde das Dach erneut repariert, die Türen zu
allen 5 Eingängen hergestellt und die Kirche wurde von außen
verputzt. An den Reparaturen haben sich außer den von Pfarramt
angeheuerten Maurern und Arbeitern auch die wermsdorfer
Pfarrgemeindemitglieder beteiligt.
Nach der Änderung der Gesellschaftlichen Verhältnisse Ende
der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war die Kirche schon in so
schlechtem Zustand, dass das Wasser hinein gedrungen ist und das ganze
Gebäude sehr feucht wurde. Deswegen hat sich die Gemeinde
Wermsdorf zusammen mit dem Pfarramt Groß Ullersdorf, das die
Pfarrgemeinde verwaltet hat, entschlossen, die Kirche zu
rekonstruieren. An diesen Rekonstruktionsarbeiten haben sich finanziell
auch die deutschen Landsmänner beteiligt. Schon im Jahre 1999 kam
es zum Entfernen den ursprünglichen Specksteinfliesen im
Kirchenschiff und zu ihrem Ersetzen durch Terazzofliesen
(Betonplatten). Im Herbst 2001 hat man die ursprüngliche
Schieferbedachung entfernt. Dabei wurde festgestellt, dass das
Dachgebinde sehr beschädigt war, sodass man die ursprünglich
nicht geplanten Zimmermannsarbeiten durchführen musste. Das Dach
wurde neu mit dem Dachdeckermaterial BETERNIT gedeckt. Bei dem Anlass,
die Blechkuppel mit dem Kreuz auf der Turmspitze zu renovieren, hatte
man die Gedenkblätter mit den Münzen und Banknoten aus den
Jahren 1825 und 1892 gefunden. Die Kapsel war beschädigt und wurde
neu hergestellt und vor der Installation auf dem Turm hat man auch das
neueste Gedenkblatt dazugelegt. Gleichzeitig mit der Dachreparatur
wurde auch die Fassade im oberen Teil des Turmes renoviert und
geweißelt.
Im Laufe des Jahres kam es dann zu Rekonstruktion des Interieurs, wo
man eine neue Decke aus Gipskarton eingebaut hat, das Mauerwerk
ausgetrocknet, den Wandputz ausgebessert und neu angestrichen. Ein
Streifen in Höhe von 2 m hatte man frei gelassen, damit es zur
Austrocknung des Grundmauerwerkes kommen kann. In der so renovierten
Kirche hatte man bei der Kirchweih, zur Gelegenheit des Patroziniums
der Kirche, am 28. September 2002 zur Hl. Messe, die der Pater
Frantisek Petrík zelebrierte, etwa 100 Pilger aus breitem
Umkreis willkommen geheißen.
In den folgenden 2 Jahren (2003 - 2004) kam es zur Austrocknung des
Mauerwerkes der Kirche und zur Ausbesserung der äußeren
Fassade und zu ihrem Weißanstrich. Bei der Gelegenheit der
Beendung dieser Arbeiten wurde im Jahre 2003 an der Südseite des
Turmes eine Tschechisch - Deutsche Gedenktafel angebracht, die bei der
Kirchweih im selben Jahr der Olmützer Weihbischof Msgr.
(Monsignore) Josef Hrdlicka geweiht hatte. Im Jahre 2003 wurde durch
den akademischen Bildhauer Bohumil Teplý auch die Statue des Hl.
Johann von Nepomuk an der Westseite der Kirche neu restauriert. Bei dem
Abbau der Zahl der Pfarreien in der Diözese Olmütz wurde die
wermsdorfer Pfarrei aufgelöst und als Lokalie (Filialkirche) zur
Pfarrei Zöptau angegliedert.