Die Klarheit darüber, wann die Holzkapelle in Freiheitsberg
erbaut wurde, bringt uns der Revers (Vertrag) vom 29. Januar 1809.
Nehmen wir an, dass die Bauarbeiten noch im Jahre 1809, spätestens
im Jahre 1810 beendet wurden. Die Vertreter der Siedlung haben in dem
Revers für den Bau argumentiert, dass die Siedlung von der
wermsdorfer Kirche, wohin sie zugehörig waren, abgelegen ist (im
Sommer 1 Stunde Fußweg), und für die Alten und Kranken zu
den Hl. Sakramenten während der Winterperiode schwer
zugänglich. Sie wollten also eine Kapelle bauen, wo man Sonn- und
Feiertagsmessen abhalten konnte und die Möglichkeit hatte einen
Rosenkranz zu beten. Zuletzt haben sich die Freiheitsberger
verpflichtet, nicht nur den Bau zu bezahlen, sonder auch bis in die
"Ewigkeit" zu pflegen. Genauere Beschreibung des Baus und seines
Interieurs (Einrichtung) bringt uns ein Artikel des Karl Brachtels,
abgedruckt im Jahre 1928 in der Zeitschrift "Unsere Heimat". "Die
Kapelle ist erbaut unter einem Hang und auf einem Grund aus Stein
gemauert. Die Wände der Kapelle sind aus Balken gefertigt, die
schon altersmäßig dunkel braun gefärbt sind. Die
vordere und die linke Seite sind noch mit Brettern getäfelt,
vielleicht zur Abdeckung der beschädigten Stellen an der Wand,
vielleicht auch als Schutz gegen weitere Schäden. Der kleine
Glockenturm ist mitten im Schindeldach platziert." In dem Glockenturm
hing eine kleine Glocke, die im Jahre 1916 beschlagnahmt wurde, am 21
Mai 1923 bei der Anwesenheit der Patin der Glocke, der Emma Klein von
Wiesenberg, neu geweiht und hingehängt und anfangs des Jahres 1942
wieder zur Kriegszwecken konfisziert wurde. Bis dahin hat die Glocke 3x
täglich Franz Leiter aus Freiheitsberg geläutet.
"Das Innere der Kapelle wurde durch 6 kleine rechteckige Fenster
erhellt. Das Presbyterium ist vom Kirchenschiffsraum abgetrennt. Der
Eingang an der Stirnseite führt direkt in die Kapelle. Das
Interieur der Kapelle ist mit Brettern getäfelt, genauso wie die
Decke; die Spalten dazwischen sind mit Leisten abgedeckt. Der Altar ist
neu, der alte war schon sehr beschädigt und deswegen musste er
entfernt werden. Die Altarmensa ist eine einfache Schreinerarbeit
ausgeschmückt durch 3 Kassettenfächer. Auf dem Altar ist ein
Kruzifix installiert, an deren Seiten man 2 adorierende (anbetende)
Engel aus weißem Material platziert hat. 3 Kanontafeln wurden von
der Kirche in Wiesenberg gespendet. Ihre Rahmen bilden sehr wertvolle
spätbarocke Arbeiten. Das kleine Altarbild stellt die Taufe
Christi dar. Links vom Altar befindet sich auf einem Postament an der
Wand eine größere geschnitzte Plastik "Die Taufe Christi",
eine schöne Arbeit, die aus der Pfarrkirche in Wermsdorf stammt.
Rechts vom Altar steht eine geschnitzte Plastik des Hl. Johann von
Nepomuk auf einem Podest, die schon nicht mehr so vollkommen ist wie
die Erstaufgeführte. Als Überbleibsel des alten Altars auf
dem Tisch gegenüber der Plastik Die Taufe Christi befindet sich
der obere Teil des Tabernakel - ein gemalter Holzstich der Jungfrau
Maria mit 2 knienden Engeln. Im Kirchenschiff hängen noch weiter
Bilder, z.B. die schwarze Madonna mit Jesuskind, das Bild der Hl.
Dreifaltigkeit vom Autor des Altarbildes und schwarz-weiße
Kreuzwegbilder unter Glas, eine billige Kunstart, die einst hier und da
durchgesetzt wurde. Gegenüber des Bildes der Hl. Dreifaltigkeit
hängt ein schönes aber sehr beschädigtes Bild der
Golgatha mit den Heiligen Maria und Johannes. Das Bild ist schon ganz
schwarz geworden und die Farbe darauf ist ganz rissig. Sein Rahmen ist
eine wertvolle Arbeit vom Ende des 18. Jahrhunderts. Man kann sagen,
das es sich hier um den wertvollsten Teil des Mobiliars des
Freiheitsberger Kapelle handelt." Der Boden wurde mit Ziegelsteinen
gepflastert. "Die Bänke in der Kapelle sind schon vom Holzwurm
beschädigt. An den vordersten Bänken findet man noch 3
Schilder mit Namen: J.W. 1820, Michael Wolf Anno 1823 und Theresia Wolf
Nr. 9. Diese könnten vom Urbeginn der Kapelle stammen."
In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man in Freiheitsberg
wahrscheinlich jeden Sonntag und Feiertag eine Hl. Messe gefeiert, Ende
des 19. Jahrhunderts schon nur zum Patroziniumsfest, also am 24. Juni
(dem Tag des Hl. Johannes des Täufers). Zu diesem Zweck wurde vom
wermsdorfer Pfarrer jedes Jahr um die Erneuerung einer kleinen Lizenz
beim Olmützer Konsistorium gebeten. Zu den Sonn- und
Feiertagsmessen kamen die Freiheitsberger nach Wermsdorf. Schon der
Brezina in seiner Heimatkunde anfangs der 30er Jahre des 20.
Jahrhunderts findet die Freiheitsberger Kapelle "verödet". Dieser
Zustand ist wohl mit der Entvölkerung der abgelegenen Siedlung
fortgeführt worden und wurde noch verstärkt durch die
Aussiedlung der deutschen Bevölkerung im Jahre 1946. Die Kapelle
wurde danach nicht mehr in Stand gehalten, sie wurde mehrmals
ausgeplündert und Ende der 50er Jahre wurde sie mit den anderen
Häusern in Freiheitsberg von der Schönberger Panzergarnison
im Rahmen einer "Räumungsaktion" niedergerissen.
Im Jahre 2008 hat die Gemeinde Wermsdorf eine Erkundung
durchgeführt, die zu dem Zweck der Feststellung der Lokalisation
der erloschenen Freiheitsberger Kapelle gedient hat. Im August
desselben Jahres wurden die Steingrundmauern aufgedeckt und renoviert.
Darüber wurde eine Balkenkrone mit einem Kreuz gelegt und die
ganze Fläche wurde mit Naturstein gepflastert.